Da wir derzeit immer noch sehr unbeständiges Wetter haben, ist es vielleicht besser wenn wir keine größeren Touren machen. Deswegen schlage ich heute einen Rundgang um Neuhengstett vor:

Interessant ist, dass Neuhengstett ein Waldenserort ist, was heute noch am Ortsbild und den vielen französisch klingenden Nachnamen zu erkennen ist.
Zum ersten Mal erfuhr ich von den Waldensern während meines Studiums, da einer meiner Professoren von mir Jourdan mit Nachnamen hieß, und er erklärte, dass er aus der Nähe von Mühlacker kommt. Wirklich viel hat er uns allerdings nicht erzählt. Ich wusste ja auch damals noch nicht, dass ich ein paar Jahre später in einen Waldenserort ziehe, vielleicht hätte ich ansonsten weiter nachgefragt. Da mich Geschichte und die damit verbundenen Zusammenhänge besonders interessieren, lese ich immer wieder einmal Infos über das Schicksal der Waldenser, die Sprache und die ursprünglichen Regionen, in denen sie lebten. Ein wenig davon kann man auch beim Rundgang erfahren.

Der Rundweg beginnt am Heimatmuseum/ Waldenserfriedhof und endet nach etwa vier Stunden (je nachdem wie lange man sich an einzelnen Stationen aufhält bzw. die Landschaft genießt) in der Ortsmitte an der Kirche. Die Wegstrecke beträgt 7,5 km, was einer reinen Gehzeit von zwei Stunden entspricht. Die erste von 12 Stationen ist ein sogenannter alter Grenzstein in der Nähe der Tennisplätze. Weiter führt der Weg entlang des alten Wasserwegs zum Esselsbrunnen, der eine besondere Bedeutung hatte – sowohl für die Einwohner von Neuhengstett als auch für deren Nachbargemeinden. Über den sogenannten Krautgarten, mit herrlichem Blick auf Neu- und Althengstett, gelangt man zum Waldenserstein, der mit dem sogenannten Stiftungsgarten vom ehemaligen Besitzer des Hofguts Georgenau für die Armen gestiftet wurde. Bei einer der letzten Stationen kann man nochmals zwei originale Grenzsteine betrachten, bevor man das Ziel in der Ortsmitte bei der Kirche erreicht.

Der Rundweg hat auch einen historischen Bezug, denn in vergangenen Zeiten war es üblich, dass die Schultheißen benachbarter Orte bzw. Gemarkungen eine Begehung der gemeinsamen Markungsgrenzen durchführten um eventuelle Veränderungen oder Manipulationen des Grenzverlaufs feststellen zu können. So wurde von Schultheiß zu Schultheiß und von Generation zu Generation das Wissen über den exakten Grenzverlauf, der ja teilweise auch durch Wälder, Dickicht und unwegsames Gelände führte, weitergegeben. So wollte man eventuellen Grenzstreitigkeiten mit den Nachbarn, wie sie in den ersten Siedlungsjahren von Neuhengstett nicht selten vorkamen, vorbeugen.

Die Grenzsteine, an denen man vorbeikommt, zeigen verschiedene Inschriften und Zeichen. Teilweise tragen sie noch Markierungen, die aus Zeiten vor der Besiedlung Neuhengstetts stammen. Denn bei der ,,Neuaufteilung“ eines Gebiets wurden zum Teil bestehende Grenzsteine unverändert an gleicher Stelle gelassen und weiterhin benutzt und nur eine zusätzliche Markierung bzw. Gravur hinzugefügt.

Nun bleibt uns nur noch „Viel Spaß beim Wandel auf den Spuren der Vergangenheit“ zu wünschen. Euer Dorftreff-Team